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Praxisbeispiel Arbeitsgestaltung für eine Krankenschwester in einem Krankenhaus

Wo lag die Herausforderung?

Trotz der Versorgung mit neuen Hörgeräten können akustische Informationen in bestimmten Situationen nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Auf der Kinderkrebsstation muss die Krankenschwester aber Telefonieren und auch das Telefon sowie akustische Signale der Geräte hören können – und dies trotz zusätzlichem Geräuschpegel durch Besuch und Personal. Bislang ließ sich dies nur durch einen enormen Mehraufwand ausgleichen.

Was wurde gemacht?

Auf der Kinderkrebsstation wurde eine zusätzliche Anlage zur Signalanzeige installiert, welche die Funksignale der medizinischen Geräte und vom Telefon sowohl an einen Empfänger am Körper der Krankenschwester, als auch an eine fest installierte Signalanlage in das Schwesternzimmer überträgt. Die Empfänger geben dann visuelle Lichtzeichen oder im Falle des am Körper getragenen Empfängers Vibrationen ab. Wesentliche Geräteinformationen werden nun an einen Monitor im Schwesternzimmer übertragen. Das Telefonieren erfolgt mit neuem Telefon per Bluetooth, wobei die Sprache so direkt in die Hörgeräte übertragen werden kann.

Schlagworte und weitere Informationen

Die Hörgeräte wurden mit einem Festbetrag von der gesetzlichen Krankenversicherung gefördert. Der Mehrbetrag für die erforderlichen Hörgeräte wurde aufgrund der vorliegenden Bedingungen im Arbeitsalltag von der Rentenversicherung getragen. Die behinderungsgerechte Arbeitsgestaltung wurde vom Integrations- bzw. Inklusionsamt gefördert. Die Beratung zur behinderungsgerechten Gestaltung erfolgte dabei durch den Technischen Beratungsdienst des Integrations- bzw. Inklusionsamtes und in Bezug auf die Hörgeräte durch ein Fachgeschäft für Hörakustik.
In REHADAT finden Sie auch die Adresse und Tel.-Nr. der Integrations- bzw. Inklusionsämter und der Rentenversicherung.

Arbeitgeber:

Beim Arbeitgeber handelt es sich um ein Unternehmen des Gesundheitswesens mit ca. 3400 Mitarbeitern. Zum Unternehmen gehören mehrere Krankenhäuser, die u. a. auch als akademisches Lehrkrankenhaus dienen.

Behinderung und Funktionseinschränkung der Mitarbeiterin:

Die Frau hat eine Hörbehinderung und ist trotz der Versorgung mit neuen Hörgeräten in bestimmten Situationen, z. B. bei Lärm / Störgeräuschen und beim Telefonieren, nur eingeschränkt fähig akustische Informationen, z. B. Lautsprache und Signale, wahrzunehmen. Behinderungsbedingt müssen deshalb hörbare Informationen zur Wahrnehmung verstärkt bzw. speziell gefiltert oder umgewandelt (taktil, visuell oder direkte Übertragung in die Hörgeräte) werden. Die Frau wurde von der Arbeitsagentur Menschen mit Schwerbehinderung gleichgestellt und hat einen GdB (Grad der Behinderung) von 40.

Ausbildung und Beruf:

Die Frau arbeitet als Krankenschwester auf Teilzeitbasis (30 Stunden pro Woche) im Schichtbetrieb auf der Kinderkrebsstation.

Arbeitsorganisation:

Die Mitarbeiterinnen auf der Kinderkrebsstation sind nach Dienstplan im Einsatz, wobei in der Frühschicht mindestens drei und in der Spät- und Nachtschicht je zwei Krankenschwestern arbeiten. Zusätzlich sind Stationsärztinnen bzw. Stationsärzte und Betreuungspersonen anwesend. Die Krankenschwestern teilen sich die zu behandelnden Kinder in den Zimmer so auf, dass täglich eine feste Zuordnung von Verantwortlichkeiten in der Betreuung besteht.

Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe:

Die Krankenschwester ist auf der Kinderkrebsstation mit zwölf Zimmern und 21 Betten in einem Gebäude mit alter massiver Bausubstanz tätig.
Die Krankenschwester hat trotz der hochwertigen neuen Hörgeräte Probleme die akustischen Signale der Infusomaten für die Infusionen und Überwachungsmonitore für die Körperfunktionen sowie des Stationstelefons wahrzunehmen. In Bezug auf das Stationstelefon (Schnurlostelefon) ist außerdem eine Kommunikation bzw. das Telefonieren mit den genutzten Hörgeräten in Verbindung mit einer üblichen akustischen Hörerausgabe nur unzureichend möglich.
Bei den Medizintechnikgeräten liegt der Grund in der zu geringen Lautstärke des akustischen Signals, welches von den Geräten abgegeben wird. Die Geräte sind nicht auf den zentralen Überwachungsmonitor im Schwesternzimmer aufgeschaltet. Sind außerdem die Türen zu den Zimmern der Kinder geschlossen, ist das Signal im Schwesternzimmer oder in anderen Räumen kaum zu hören. Auf der Kinderstation sind im Vergleich zu anderen Stationen durch Besuch von Eltern und Lehrkräften mehr Personen anwesend. Dadurch ist der Geräuschpegel durch Nebengeräusche höher, was der Krankenschwester das Erkennen der wichtigen sowie leisen Signale und das Verstehen am Telefon zusätzlich erschwert.
Die Krankenschwester löst dies bisher, indem sie in kurzen Zeitabständen in die von ihr zu betreuenden Zimmer geht, um zu schauen, ob z. B. eine Infusion durchgelaufen ist, bei einem Gerät eine Fehlermeldung vorliegt oder ein anderes technisches Problem besteht. Dies bedeutet für sie besonders in der Spät- und Nachtschicht mit reduzierter Personalbesetzung eine erhebliche Mehrbelastung zusätzlich zu ihrer pflegerischen Tätigkeit.

Die Überwachungsmonitore konnten über ihren Signalausgang an die vorhandene Schwesternrufanlage angebunden werden. Die Signale der Überwachungsmonitore können so auf dem zentralen Display im Schwesternzimmer und auf den Gängen angezeigt werden. Die Umsetzung erfolgte dabei durch Techniker des Krankenhauses.
Da bei den Infusomaten dies so nicht möglich war, wurde eine Funk-Signalanlage eingesetzt, deren Mikrofonsender direkt am Gehäuse der Infusomaten befestigt wird. Die akustischen Signale werden über das Mikro erfasst und mit Hilfe des Senders per Funk an den Empfänger übermittelt, den die Krankenschwester am Körper trägt. Dieser zeigt das Signal durch Vibration und Blinken unterschiedlich farbiger LED-Anzeigen an, die für bestimmte mögliche Anlässe und Vorfälle (Alarm, Personenruf, Telefon) benutzt werden können. Zur Feststellung der erforderlichen Geräteleistung sowie -typen und der Gewährung der Betriebssicherheit der Anlage erfolgte eine Messung der Funkreichweiten durch einen Beschäftigten des herstellenden und vertreibenden Unternehmens des Hilfsmittels. Für eine ausreichende Signalstärke insbesondere im Seitengang wurden zusätzliche Repeater eingesetzt, da das Gebäude in erheblichem Umfang die Funkwellen absorbiert. Für eine sichere Funktion werden die Repeater über das Stromnetz der Station versorgt. Die hierfür erforderlichen Elektroinstallationen wurden von klinikeigenen Technikern vorgenommen. Als zusätzliche Sicherung erfolgte eine Anbindung der auf den Gängen befindlichen Anzeigen für Schwestern- bzw. Personenrufe aus den Zimmern auf die Empfänger der Krankenschwester. Die Krankenschwester erhält zur erhöhten Sicherheit zwei Empfänger - einen stationären für das Schwesternzimmer und einen mobilen für die Kitteltasche. Auf beiden werden die Signale angezeigt. Damit wird ein Höchstmaß an Funktionssicherheit der Signalanlage erreicht.
Bezüglich der Nutzung des Stationstelefons wurde nach erfolgreicher Erprobung ein neues Schnurlostelefon, welches mit der hauseigenen Telefonanlage kompatibel ist, eingesetzt.
Das Telefon verfügt über eine Lautstärkeregelung, Vibrations- sowie Blinkmelder (Lichtsignal) und einen Bluetooth-Anschluss. Das Schnurlostelefon erkennt beim Abnehmen den Bluetooth-Empfänger in den Hörgeräten der Krankenschwester und stellt automatisch eine Funkverbindung her. Das Telefonat wird direkt auf die Hörgeräte der Krankenschwester geschaltet, wodurch sich die Hörqualität verbessert, Störgeräusche wegfallen und Lautstärkenverluste vermieden werden.
Sollte sich das Schurlostelefon nicht im Kittel der Krankenschwester (z. B. in der Ladestation) befinden, so werden eingehende Anrufe über einen an die Station angeschlossenen Sender an den am Körper der Krankenschwester getragenen Empfänger übermittelt. Dieser signalisiert über Vibration ein Ereignis, das mit Hilfe der LED-Anzeige für das Telefon zugeordnet werden kann.
Die eingesetzten Hilfsmittel ermöglichen es der Krankenschwester weiter ihren Beruf, in Bezug Kommunikation und die Wahrnehmung wichtiger Informationen, auszuüben.

Eingesetzte Hilfsmittel - Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Assessments - Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • ERGOS - Hören
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Hören
  • IMBA - Schall/Lärm
  • IMBA - Vibration/Erschütterungen

Referenznummer:

Pb/110938


Informationsstand: 11.12.2019