Praxisbeispiel
Arbeits­platz­gestaltung für einen Lagerarbeiter bei einer Werkstatt für Nutzfahrzeuge

Wo lag die Herausforderung?

Der Mann kann optische Informationen am PC, auf Schriftstücken, Beschriftungen, an Maschinen und Messinstrumenten nicht mehr ausreichend wahrnehmen und ist dabei noch blendempfindlich. Er benötigt zum Lesen und Erkennen mehr Zeit und es treten Fehler, wegen des nicht Erkennens, auf.

Was wurde gemacht?

Es wurden Hilfsmittel zur größeren sowie kontrastreicheren Darstellung, Positionierung und Beleuchtung eingesetzt, wie:
und Großschrift-Kontrastastatur für den PC
für Maschinenarbeiten

Schlagworte und weitere Informationen

Die zur behinderungsgerechten Gestaltung eingesetzten Hilfsmittel wurden zur Teilhabe am Arbeitsleben von der Rentenversicherung gefördert. Die Rentenversicherung bat den Technischen Beratungsdienst des Integrations- bzw. Inklusionsamtes um Amtshilfe, der dann entsprechend die Beratung vor Ort beim Arbeitgeber vornahm und seine Gestaltungsempfehlungen der Rentenversicherung mitteilte.
In REHADAT finden Sie auch die Adressen und Tel.-Nummern der Integrations- bzw. Inklusionsämter und der Rentenversicherung.

Unternehmen:

Das Unternehmen ist eine markenunabhängige Werkstatt, die mit ihren 18 Beschäftigten Nutzfahrzeuge (z. B. Lkw und Busse) repariert.

Behinderung und Funktionseinschränkung des Mitarbeiters:

Der Mann hat eine Sehbehinderung und ist blendempfindlich. Seine Sehfähigkeit hat sich in den vergangenen Jahren ständig verschlechtert und beträgt 20 Prozent mit Brille. Er kann optische Informationen nur noch eingeschränkt wahrnehmen und benötigt deshalb mehr Zeit bei der Ausübung von bestimmten Tätigkeiten, wobei vermehrt Fehler auftreten können. Der Grad der Behinderung (GdB) beträgt 50 und er gilt gesetzlich als schwerbehindert.

Ausbildung und Beruf:

Der Mann ist Kfz-Mechaniker und arbeitet seit vielen Jahren beim Unternehmen. Nach seiner Ausbildung arbeitete er zunächst im Werkstattbereich bis er, bedingt durch die Seheinschränkung, ins Lager versetzt wurde.

Arbeitsaufgabe:

Der Kfz-Mechaniker arbeitet überwiegend im Ersatzteillager als Lagerist und bei Bedarf im Werkstattbereich an einer konventionellen Drehmaschine zum Ausdrehen von Bremstrommeln.
Als Lagerist beinhaltet seine Tätigkeit:
  • die Bestellung der benötigten Ersatzteile beim Fahrzeughersteller oder Großhandel am PC über Ersatzteilprogramme der Hersteller und des Großhandels,
  • die Kontrolle des Wareneingangs bzw. der Ersatzteile und der Lieferpapiere,
  • die Erfassung der Ersatzteile am PC über Handscanner und Barcode in der Lagerverwaltungssoftware,
  • das Einlagern der Ersatzteile in das Regallager bzw. auf den mit Barcode und Artikelnummer gekennzeichneten Regalböden in Kunststofflagerkästen, Kartons oder lose,
  • das Auslagern und Buchen der Ersatzteile in der Lagerverwaltungssoftware am PC über Handscanner und Barcode und
  • die Ausgabe der Ersatzteile an die Werkstatt und Kunden

Arbeitsplatz:

Damit der Mitarbeiter seine Arbeitsaufgaben erfüllen und die erforderlichen Informationen optischen wahrnehmen kann, wurde der Bildschirmarbeitsplatz im Lagerbereich wie folgend ausgestattet:
  • einer Software zur Vergrößerung und kontrastreicheren Darstellung der Bildschirminhalte für die Arbeit am PC,
  • einem Bildschirmlesegerät bzw. Kameralesegerät zur Vergrößerung und kontrastreicheren Darstellung der Schriftstücke in Papierformat (z. B. Lieferscheine) und einem dazu passenden Kreuztisch zu Positionierung der Schriftstücke unter der Kamera,
  • zwei Großbildschirmen, einen für den PC und einen für das Kameralesegerät,
  • zwei Monitorschwenkarmen zur optimalen Positionierung der Großbildschirme im Sehraum und gleichzeitiger Einnahmen einer ergonomischen Arbeitshaltung,
  • einer Großschrift-Kontrasttastatur und
  • einer dimmbaren und an den Lichtbedarf anpassbaren Arbeitsplatzleuchte zur besseren Beleuchtung.
Im Lager an den Regalen oder an der Verkaufstheke nutzt er außerdem eine elektronische Lupe bzw. ein kleines mobiles Bildschirmlesegerät um beispielsweise Ersatzteile bzw. Artikelnummer zu erkennen.
Bei Bedarf wird er auch an einer konventionellen Drehmaschine in der Werkstatt eingesetzt, da er über sehr viele Erfahrungen zum Ausdrehen der Bremstrommeln verfügt. An der Drehmaschine wurde dazu eine kleine zoombare Kamera, die im Edelstahlgehäuse gegen das Eindringen von Schmutz und Flüssigkeit (z. B. Kühlmittel) geschützt ist, auf einem Stativ installiert. Die Kamera zeigt die Bearbeitungsstelle bzw. den Drehmeißel an der Bremstrommel, da der Mitarbeiter die Drehmeißelspitze beispielsweise beim Ankratzen und die Güte der Oberfläche während der Zerspanung nicht ausreichend erkennen kann. Die Bilder der Kamera werden über ein Steuerungsgerät auf einen Flachbildschirm übertragen. Der Flachbildschirm wurde mit Hilfe eines Schwenkarmes an der Drehmaschine befestigt. Zum Ablesen der Skalen an der Drehmaschine nutzt er die elektronische Lupe zur Vergrößerung - so kann er die entsprechenden Einstellungen zur Bearbeitung vornehmen. Für die eigentliche Kontrolle der bearbeiteten Bremsscheiben bzw. Einhaltung der zulässigen Toleranzen, nutzt er einen Messschieber mit großer Digitalanzeige und eine Messuhr, die zur Kontrolle über ein Gelenkstativ mit hydraulischer Klemmung an der Drehmaschine befestigt wird. Abgelesen wird die Messuhr dabei mit Hilfe der elektronischen Lupe.

Eingesetzte Hilfsmittel - Anzeigen der Produkte:

ICF-Items

Mögliche Assessments – Verfahren und Merkmale zur Analyse und Bewertung

  • ERGOS - Sehen
  • IMBA - Arbeitszeit
  • IMBA - Licht
  • IMBA - Sehen

Referenznummer:

Pb/111022


Informationsstand: 18.12.2018